Die Fertigung

Zuerst muss man die Umrisse der entstehenden carbatinae mittels Zeichenstift auf das Leder aufbringen. Eine Schablone ist hierbei sehr hilfreich. Mit einer normalen Schere wird das dünnere Oberleder entlang der aufgezeichneten Linien ausgeschnitten. Die keilförmigen Aussparungen und die engerkurvigen Einkerbungen, die später die Lederschnüre halten sollen, werden mit einem scharfen Messer und einem Lineal entfernt. Um am Ende des Schnürloches eine Rundung zu erhalten, die auch das Einreißen verhindern soll, macht man von der Lochstanze Gebrauch, die ähnlich gehandhabt wird wie ein Punziereisen. Am Ende des zugeschnittenen Leders, wo das Fersenteil zusammengeschnürt wird, werden ebenfalls runde, kleine Löcher eingestanzt.

Wenn das Oberleder fertig ist, kann man sich der Schuhsohle widmen, die am besten auf das Brandleder angezeichnet wird, indem man seinen eigenen Fuß darauf stellt und drumherumzeichnet (!! Nicht zu knapp messen !!).

Pro carbatinae werden jeweils zwei gleiche Schuhsohlen benötigt, die zusammengeklebt werden, um eine belastbare Dicke von einem Zentimeter zu erreichen. Da sich die Brandledersohlen mit ihren 5 mm schlecht mit der Haushaltsschere schneiden lassen, sollte man eine Gartenschere (am besten eine Rebenschere) oder eine Stichsäge, die um einiges kräftiger schneidet, benutzen.

Der authentisch lebende Römer gebraucht zum Verkleben original Knochenleim (für den neuzeitlichen Römer tut es aber auch der Pattex Kraftkleber aus dem Baumarkt ). Damit die Festigkeit auch gegeben ist, sollten die Schuhsohlen mehrere Stunden in einer Zwinge zum Trocknen eingespannt sein. Nach dem Trocknen werden ungerade Kanten, ausgefranste Stellen oder sonstige notwendig gewordene Nachbesserungen mit Feile und Schleifpapier in Laufrichtung beigeschliffen (einfacher wäre hierbei ein Bandschleifgerät, aber das hat nicht jeder zur Hand). Hat die Sohle nun die gewünschte Glattheit erreicht, sticht man mit dem Handbohrer (mit der Bohrmaschine, besser eignet sich aber ein Dremel) etwa 5 mm von der Außenkontur der Sohle regelmäßige Löcher (der Bohrer sollte etwa 1,5 - 2 mm sein), in die später die Vernähschnur eingeführt werden soll. Der Lochabstand sollte hier ungefähr 10 mm betragen.

Als letzte Vorbehandlung für die Sohle werden mit einem scharfen Messer in einem 45° - Winkel 2 – 3 mm tiefe, leicht schräge Einschnitte vorgenommen, in denen später die Nähschnur versenkt wird. Nun liegen beide Grundteile für die carbatinae bereit.






 

Die ca. 1 mm starken Leinenfäden werden mit Wachs oder Lederfett wasserdicht getränkt, was ein Wegfaulen verhindert (wem das zuviel Aufwand ist, der kann auch einen modernen Kunststofffaden nehmen. Man muss nur darauf achten das dieser reißfest ist). In zweifacher Fadenführung werden dann Sohle und Schuhteil miteinander vernäht (Sattlerstich!). Zusätzlich geklebt wird die Sohle nicht, da sonst bei Laufbewegungen der Kleber herausbröckeln könnte, besonders, wenn Nässe die Schuhe durchtränkt (sollte man allerdings Pattex bei der Schuhsohle verwendet haben, kann man die Sohle auch an das Schuhteil kleben, was das Nähen extrem erleichtert). Der Schuh im Gesamten sollte daher nach dem Vernähen eingefettet oder eingewachst werden. Sind beide Teile fest miteinander vernäht, können die Nägel eingeschlagen werden (s. Spalte „Die Benagelung“)

Das erste, was erkennbar den carbatinae nahe kommt, wird die zusammengenähte Ferse sein, die je nach Schuster verschieden gemustert sein kann. Die angebrachten Nähte, die mit dem Rest der carbatinafläche verbunden werden, ergeben bald das Bild eines richtigen Schuhs, besonders dann, wenn die Lederschnur durch die Öffnungen gezogen wird, die zuvor mit der Lochstanze bearbeitet worden sind. Wenn man von dem Obermaterial noch genügend Reste hat, kann man daraus noch eine Innensohle für die carbatinae schneiden (empfehlenswert!).