Schwertgurt (balteus)

  Solange römische Soldaten mit den relativ kurzen gladii ausgerüstet waren, trugen sie ihre Schwerter auf der rechten Körperseite (Abb. 1). Das Schwert wurde dabei entweder direkt am Gürtel (cingulum) befestigt, oder mit Hilfe eines schmalen Riemens getragen, der über die linke Schulter lief. Als Schwerthalterung dienten vier Ösen an der Schwertscheide. Der Centurio unterschied sich von seinen Männern insofern, als er das Schwert links trug. 

Abb. 1: frühkaiserzeitliche Grabstele eines unbekannten Legionärs aus Köln (Detailansicht) mit Kurzschwert (gladius) und zweifachem Militärgürtel (cingulum) mit Mittelgehänge (Foto F. Himmler).

  Im Gegensatz zum gladius wurde die deutlich längere spatha jedoch links getragen, und zwar in gleicher Weise von Mannschaften und Offizieren. Statt einem schmalen Lederriemen hing das Schwert nun an einem breiten Schwertgurt, dem balteus. Dessen Konstruktionsprinzip sah so aus, dass ein am hinteren Ende des breiten Gurts fixierter schmaler Riemen durch den Schwertriemen-halter auf der Schwertscheide lief (und vermutlich auch um die Scheide geschlungen wurde), und dann auf der Rückseite des breiten Gurts festgebunden (oder festgenäht?) wurde. Als Halterung für das Ende des schmalen Riemens diente eine breite Zierscheibe, die auf der Rückseite eine Öse hatte. Diese Öse wurde einfach durch einen Schlitz im Gurt gesteckt (Abb. 2 u. 3). 

Abb. 2: balteus und spatha (Schwert von Deepeeka, Rekonstruktion balteus von Florian Himmler, Foto T. Neidl)
Abb. 3: balteus (Detail)(Rekonstruktion einer sog. IOM-Zierscheibe von Holger Ratsdorf, Rekonstruktion balteus von Klaus Sigl, Foto F. Himmler)

  Fast? alle baltei wiesen außerdem ein herzförmiges Zierelement am vorderen Ende des Gurts auf. Diese herzfömigen Abschlüsse sind auf zahlreichen Grabstelen zu sehen, sowie auf den Siegesreliefs des persischen Großkönigs Shapur I, die u.a. demütig vor dem Großkönig kniende römische Kaiser zeigen. Diese tragen ebenfalls derartige Schwertgurte (Abb. 4). 

Abb. 4: Detail des Königsreliefs von Shapur I aus Bishapur – bittflehender römischer Kaiser (© M.C. Bishop)

  Viele dieser ‚Endherzen’ bestanden meist aus verzierten und/oder durchbrochenen Metallblechen (Abb. 5), die dank eines Scharniers beim Gehen hin und her schwingen konnten, vermutlich um einen spektakuläreren Gesamteindruck zu erzielen. 

  Ein Schwertgurt aus dem Moor von Thorsberg hatte sogar ein ‚Wackelherz’ aus Leder. Bei der Konstruktion wurden einfach ein paar dünne Lederstege zwischen Gurt und ‚Herz’ stehen gelassen, so dass das ‚Herz’ frei schwingen konnte (Abb. 6).

Abb. 5: balteus (Detail) mit durchbrochener Zierscheibe und durchbrochenem Endbeschlag mit Scharnier (sog. numerum omnium Beschlag, Rekonstruktion von Holger Ratsdorf, balteus von Klaus Sigl, Foto F. Himmler)
Abb. 6: sehr simpel konstruierter Schwertgurt aus dem Moor von Thorsberg mit integriertem Zierherz aus Leder (Rekonstruktion Florian Himmler, Foto Ch. Pfeilschifter).

  Schwertgurte waren mit Sicherheit wichtige Statussymbole, schließlich drückten sie zusammen mit dem Gürtel (und natürlich dem Schwert) die Zugehörigkeit zum Soldatenstand aus. Demzufolge wiesen Schwertgurte in manchen Fällen prachtvolle Verzierungen auf. Neben den bereits beschriebenen Metallverzierungen konnten Schwertgurte auch durch Stickereien dekoriert werden. Zwei Schwertgurte aus dem Moor von Vimose zeigen z.T. sehr komplexe Stichmuster (an denen sich die baltei in Abb. 2, 3 und 5 orientieren). Die verwendeten Fäden waren vermutlich verschiedenfarbig, um ein möglichst buntes Muster herzustellen. Sehr wahrscheinlich wurden dabei nicht nur farbige Muster ein-, sondern auch verschieden gefärbte Lederapplikate aufgenäht. Bei den Vimose baltei lässt sich diese Hypothese mangels erhaltener Reste derartiger Applikate leider nicht bestätigen. Ein germanischer Prachtgürtel aus dem 3.Jh. (Fürstengrab von Gommern) zeigt jedoch sehr filigrane Durchbrechungsarbeiten in einer oberen Lederschicht, unter der eine zweite – vergoldete (!) – Lederschicht lag, so dass die Vergoldung durch das Rankenmuster der oberen Schicht leuchten konnte. Ein bestimmtes Stichmuster auf einem der Vimose baltei deutet auf eine ähnliche Konstruktion in opus insectile hin (Abb. 7). 

Abb. 7: Detailansicht einer Rekonstruktion des Vimose balteus (Rekonstruktion und Foto F. Himmler)

© Dr. Florian Himmler