Panzerung (lorica)

  Römische Soldaten der frühen und hohen Kaiserzeit waren fast ausschließlich mit drei Typen von Panzerung ausgestattet, nämlich entweder Kettenhemden (lorica hamata), Schuppenpanzern (lorica squamata), oder Schienenpanzern (lorica segmentata – letzterer Begriff ist modern). Daneben gab es noch den Muskelpanzer, der aber wohl nur von höheren Offizieren verwendet wurde. Ob auch Lederpanzer benutzt wurden, ist umstritten. Für die byzantinische Zeit sind sie literarisch belegt, aber für die hohe Kaiserzeit gibt es nur einige mysteriöse ‚Leder-Schuppenpanzer’ aus Dura-Europos, die aber vielleicht aus Rohhaut bestanden (=ungegerbte Haut).

  Um die Effektivität von Panzerung noch zu steigern, wurde darunter normalerweise eine Polsterweste (subarmalis bzw. peristaethidion) getragen.

Kettenhemd (lorica hamata)

  Kettenhemden wurden von den Römern bereits in der republikanischen Zeit von den Kelten übernommen. Die Herstellung von Kettenhemden war sehr aufwändig, dafür boten sie aber auch einen sehr guten Schutz. Für die Fertigung eines Kettenhemds wurden zwei Arten von Ringen verwendet, nämlich einerseits solide, gestanzte Ringe, und andererseits vernietete Ringe (Abb. 1).

Abb. 1: Kettengeflecht (lorica hamata) mit gestanzten und vernieteten Ringen (Foto: www.armae.com).

  Ein (germanisches?) Kettenhemd aus dem Moor von Thorsberg aus dem späten 2. oder 3.Jh. n.Chr. bestand aus vernieteten Ringen mit einem Durchmesser von 0,75-0,85 cm, sowie soliden Ringen mit einem Durchmesser von 0,65-0,75 cm. Die meisten Kettenhemden wurden mit der sogenannten ‚4 in 1’ Methode hergestellt, bei der durch jeden einzelnen Ring vier weitere Ringe liefen. Die sogenannte ‚6 in 1’ Methode war noch einmal wesentlich stabiler, wog aber mehr, und machte einen deutlich höheren Zeitaufwand erforderlich. Kettenhemden bestanden aus Zehntausenden von Ringen, so dass die damit beschäftigten Handwerker eine Menge Geduld brauchten. Hunderte, wenn nicht sogar einige Tausend Arbeitsstunden für ein hochwertiges Kettenhemd waren wohl keine Seltenheit.

  Republikanische und frühkaiserzeitliche Kettenhemden hatten eine zusätzliche Schulterverstärkung aus einer zweiten Lage Kettengeflecht, deren Form sich an den Schulterteilen des alten griechischen Leinenpanzers (linothorax) orientierte (Abb. 2). 

Abb. 2: Republikanische Legionäre mit schulterverstärkten Kettenhemden vom Aemilius Paullus Monument in Delphi (Mitte 2.Jh. v.Chr. – Foto F. Himmler).

  Ob diese Schulterverstärkungen noch bis ins 3.Jh. n.Chr. verwendet wurden, ist jedoch mehr als fraglich. Ein aus dem späten 2. oder dem 3.Jh. n.Chr. stammendes Kettenhemd aus Bertoldsheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) zeigt keinerlei Spuren einer derartigen Schulterver-stärkung. Das Kettenhemd von Bertoldsheim hatte dafür ein langrechteckiges Brustblech aus getriebenem und verziertem Messing, das wahrscheinlich gleichzeitig als Brustschließe fungierte (Abb. 3).Abb. 4 zeigt einen Infanteristen in einem Kettenhemd mit gezacktem Saum. Eine derartige Verzierung taucht letztmalig auf der Marcussäule in Rom auf (spätes 2.Jh. n.Chr.), könnte aber durchaus noch im 3.Jh. verwendet worden sein. 

Abb. 3: Brusblech/-schließe des Kettenhemds von Bertoldsheim (© M.C. Bishop).
Abb. 4: Infanterist 3.Jh. n.Chr. im Kettenhemd mit Zickzack-Saum (Kettenhemd Winfried Fink, Foto S. Müller).

  Eine andere Möglichkeit zur Verzierung von Kettenhemden bestand darin, einzelne Reihen von Bronzeringen in das Kettenhemd einzuarbeiten, entweder als Randsaum, oder um das Kettenhemd optisch in rechteckige Felder aus Eisenringen mit Rändern aus Bronzeringen ‚aufzuteilen’. Das bereits erwähnte Kettenhemd von Bertoldsheim war in dieser Art verziert, und ähnliche Funde stammen aus Dura-Europos (Syrien), dem Moor von Vimose (Dänemark), Lauriacum/Enns (Oberösterreich), sowie zahlreichen weiteren Fundorten. Kettenhemden komplett aus Bronzeringen kamen ebenfalls vor, wie z.B. ein Fund aus Großkrotzenburg belegt. 

Schuppenpanzer (lorica squamata)

  Schuppenpanzer wurden möglicherweise ebenfalls bereits in republikanischer Zeit eingeführt, wie am Trasimenischen See in Italien gefundene Teile eines noch relativ grob gearbeiteten Schuppenpanzers zeigen. Dieser wurde vielleicht während der Schlacht gegen Hannibal 217 v.Chr. dort deponiert (absichtlich oder unabsichtlich), doch ist dieser Fund etwas mysteriös.   

  Schuppenpanzer bestanden aus Tausenden kleiner Blechschuppen, die einander dachziegelartig überlappten, und untereinander mit kleinen Drahtringen verbunden waren. Die einzelnen Schuppenreihen (Abb. 5) wurden anschließend auf eine starke Wollschnur montiert, und mit dieser zusammen auf eine stabile Textilunterlage aufgenäht (Abb. 6). Diese bestand bei zwei Pferdeschuppenpanzern aus Dura-Europos aus zwei Schichten Leinengewebe (gröberes Gewebe außen und feineres Gewebe innen), was auch bei Schuppenpanzern für Menschen der Fall gewesen sein könnte. Die Schuppen wurden entweder nur im oberen Bereich mit ihren Nachbarn verlinkt (Abb. 5 u. 7), oder oben und an den beiden Seiten, oder auch oben, an den Seiten, und unten (Abb. 8a u. 8b), was den Schuppenpanzer noch einmal stabiler, aber auch starrer und unbeweglicher machte. 

Abb. 5: Bronzeschuppen aus Carnuntum/Deutsch Altenburg in Österreich (Foto F. Himmler).
Abb. 6: Rest eines Schuppenpanzers aus Carpow (GB), mit erhaltener Unterlage aus stabilem Textilgewebe. Die starken Wollschnüre als Primärträger der Schuppenreihen sind deutlich zu erkennen (© M.C. Bishop)
Abb. 7: Teil eines Schuppenpanzers aus Sorviodurum/Straubing, aufgenäht auf eine (moderne) Textilunterlage (Foto F. Himmler).

 

Abb. 8a-b: An allen vier Seiten miteinander verbundene Schuppen aus Lauriacum/Enns in Österreich (Fotos F. Himmler)

  Die Abmessungen der Schuppen verschiedener Panzer konnten stark variieren. Die unten abgerundeten Schuppen aus Sorviodurum/Straubing (Abb. 7) sind je etwa 2 x 1,2 cm groß. Von der Form her sehr ähnliche Schuppen aus Newstead (GB), die auf etwa 100 n.Chr. datiert werden, waren je 2,9 x 1,2 cm groß (und etwa 1 mm dick). Eine Serie langrechteckiger und unten spitzer Schuppen aus Lauriacum/Enns, mit Verbindungsringen oben und an den Seiten, hatten eine Abmessung von je ca. 2,5 x 1 cm. Die an allen vier Seiten miteinander verbundenen Schuppen in den Abb. 8a und 8b hatten dagegen Abmessungen von je 2,9 x 1,05 cm (8a), bzw. je 2,6 x 1 cm (8b).

  Schuppenpanzer des 2. u. 3.Jh. n.Chr. hatten außerdem in der Regel einen Brustverschluss aus zwei verzierten Bronzeblechen, bei denen zwei Drehschlüssel in dem einen Blech durch Öffnungen im gegenüberliegenden Blech geschoben, um 90° gedreht, und mit einem Stift fixiert wurden (Abb. 9). 

Abb. 9: Eines der beiden Brustschließbleche eines Schuppenpanzers aus Carnuntum/Deutsch Altenburg (Foto F. Himmler)

  Eine beliebte Methode zur Verzierung von Schuppenpanzern bestand in einer Teilverzinnung. Wenn man jede zweite Schuppe (bzw. jede zweite Schuppenreihe) verzinnte, so ergab sich daraus ein optisch ansprechender Gold/Silber-Kontrast.

  Bei einem Schuppenpanzer aus Carpow (GB) war einer der Ränder (die Nackenöffnung?) mit einer Lederumrandung versehen (Abb. 6). Ähnliche Funde liegen aus Dura-Europos vor. Hier konnte noch festgestellt werden, dass die Ledereinfassung mit Rohhautstreifen ‚festgenäht’ worden war. Die Ledereinfassung sollte vermutlich den Tragekomfort erhöhen, d.h. den Hals vor scharfkantigen Blechrändern schützen. Eine zusätzliche Zierfunktion (z.B. bei rotem Leder) ist anzunehmen.

  Eine Sonderform des Schuppenpanzers, bzw. des Kettenhemds, war die sogenannte lorica plumata, im Grunde ein Kettenhemd mit aufmontierten kleinen Schuppen. Abb. 10 zeigt einen derartigen Ketten-/Schuppenpanzer aus Augusta Vindelicum/Augsburg, bei dem auf ein Kettenhemd aus etwa 4 mm kleinen Bronzeringen (oder Eisenringen? Hinweis C. Koepfer) 1 cm x 0,7 cm kleine Bronzeschuppen aufmontiert wurden. Derartige Panzerformen waren allerdings extrem aufwändig in der Herstellung, und gehörten wohl nicht zur Standardausstattung. 

Abb. 10: kombinierter Schuppen-/Kettenpanzer aus Augusta Vindelicum/Augsburg (Foto F. Himmler)

   Im frühen 3.Jh. n.Chr. war der Schuppenpanzer möglicherweise die Standardpanzerung der Prätorianergarde, denn Cassius Dio (79, 37, 4) schreibt, Kaiser Macrinus (217-218) hätte während des Bürgerkriegs gegen seinen Konkurrenten Elagabal die Prätorianer ohne ihre Schuppenpanzer in ein Gefecht geschickt, um ihre Mobilität zu erhöhen. 

Schienen-/Plattenpanzer (lorica segmentata)

  Diese Form der Panzerung wurde aus gebogenen Metallstreifen bzw. –platten zusammengesetzt, die auf der Innenseite durch aufgenietete Lederstreifen miteinander verbunden waren. Fragmente derartiger Rüstungen aus Kalkriese, dem mutmaßlichen Ort der Varusschlacht von 9 n.Chr., belegen eine Einführung der segmentata bereits unter Augustus. Plattenpanzer waren starrer als Kettenhemden oder Schuppenpanzer, ließen aber vermutlich Geschosse leichter abprallen, und boten ausgezeichneten Schutz für die Schulterregionen, wo die Panzerbleche wahrscheinlich besonders stark waren. Die Materialstärke römischer segmentatae lässt sich wegen der Korrosion der Eisenplatten nur noch schwer feststellen, doch geht man von einer durchschnittlichen Stärke von etwa 1 mm aus. Die Bauchplatten waren möglicherweise etwas dünner (ca. 0,7-0,8 mm?), und die Schulterplatten wahrscheinlich etwas stärker (ca. 1,2-1,3 mm?).

  Der meistverbreitetste Typ der segmentata im 1. u. 2. Jh. n.Chr. war der sogenannte Typ Corbridge (benannt nach einem Fund aus Großbritannien), von dem wieder weitere Untertypen existierten. Im Lauf des 2. Jh. kam neben der Corbridge noch ein weiterer Rüstungstyp auf, die Newstead (ebenfalls nach einem Fund aus Großbritannien benannt). Wie bei der Corbridge gab es auch bei der Newstead wieder Unterformen, die in einigen Details erheblich voneinander abweichen konnten. Der Fund aus Newstead war noch relativ einfach konstruiert, und hatte im Gegensatz zu dem Vorgängermodell, der Corbridge, keine Scharniere als Verbindungselemente für die Schulter- und Brustbleche (Abb. 11). Stattdessen waren diese Bleche einfach am Rand miteinander vernietet worden. Da in diesen Bereichen keine besondere Flexibilität der Rüstung erforderlich war, entstand daraus vermutlich kein Nachteil. Die Bauchbleche wurden mit Lederbändseln verbunden, die durch simpel konstruierte Ösen aus gebogenen Blechstreifen liefen (Abb. 12). 

Abb. 11: Schulterbereich einer Newstead segmentata (Rüstung von Dieter Centner, Foto F. Himmler)
Abb. 12: Bauchbereich einer Newstead segmentata (Rüstung von Winfried Fink, Foto F. Himmler)

  Wie man inzwischen über Funde aus dem Waffenmagazin von Carnuntum/Deutsch Altenburg (Österreich), einer fabrica (Waffenmanufaktur) in León (Spanien), sowie weiteren Standorten weiß, hatten die meisten Rüstungen dieser Gattung allerdings sehr wohl Schulterscharniere, und zwar relativ große (Abb. 13 u. 14). Dass der namensgebende Fund der Newstead-Gattung selbst keine derartigen Scharniere aufweist, ist leider etwas verwirrend.

Abb. 13: Schulterscharniere von segmentatae der Gattungen Corbridge und Newstead aus Carnuntum/Deutsch Altenburg (Foto F. Himmler)
Abb. 14: Newstead segmentata mit Schulterscharnieren nach Originalen aus Carnuntum (Rüstung von selten-handwerk, Foto T. Neidl)

  Auch bei dem Verbindungssystem der Bauchbleche scheint sich der Fund von Newstead von anderen Vertretern dieser Gattung unterschieden zu haben. Funde aus Iža (Slowakei), Stillfried und Carnuntum (Österreich) zeigen ein Verschlusssystem, bei dem starr montierte Ösen auf den Enden der linksseitigen Bleche (Abb. 15) durch horizontale Schlitze in den Enden der rechtsseitigen Bleche geschoben, und dann fixiert wurden.

Abb. 15: Bauchblechverschluss nach Funden aus Stillfried (Rekonstrukion und Foto Matt Lukes)

  Segmentatae ‚starben’ offenbar während des 3.Jh. n.Chr. aus, doch sind die Gründe für das Verschwinden dieser Panzerungsart stark umstritten. Einer Theorie zufolge waren segmentatae zu aufwändig in der Herstellung. Die Produktion von Kettenhemden und Schuppenpanzern – die beide weiterverwendet wurden – verschlang jedoch ebenfalls enorme Zeitressourcen. Möglicherweise waren segmentatae auch zu wartungsintensiv. Besonders die Schulterscharniere bildeten vermutlich eine Schwachstelle, zumal die Verbindung von Messingelementen auf Eisenblechen korrosionsfördernd war. Vielleicht war auch die Herstellung der Panzerbleche zu aufwändig, da sie möglicherweise ausgehämmert werden mussten (Teile der Forschung halten inzwischen allerdings die Existenz einfacher Walzanlagen für möglich).

  Einer älteren Forschungsmeinung fand das Verschwinden der segmentatae bereits im frühen 3.Jh. n.Chr. statt. Funde aus Abusina/Eining, Zugmantel, sowie León (ca. 260 n.Chr.?) belegen jedoch eine Existenz der segmentatae noch bis mindestens Mitte des 3.Jh. Überraschenderweise kamen in der fabrica von León auch einige Fragmente des älteren Typs Corbridge zu Tage. Möglicherweise blieben segmentatae bei guter Pflege deutlich länger im Einsatz als erwartet.  

Beinschienen (ocreae) und Armpanzerung (manicae)

  Die schwere Infanterie war offenbar auch im 3.Jh. noch zusätzlich mit Beinschienen aus Bronze- oder Eisenblech ausgerüstet. In Dura-Europos wurden das Fragment einer Beinschiene sowie eine Beinschienenunterlage aus mehren Schichten Leinenstoff gefunden. Manche Beinschienen hatten auch einen eigenen Knieschutz, der meist über ein Scharnier mit der eigentlichen Beinschiene verbunden war. Derartige Beinschienen gehörten aber wahrscheinlich eher zur Kavallerie.

  Der Schwertarm war unter Umständen ebenfalls geschützt, und zwar mit einer Art Panzerung, die von der Konstruktion her der lorica segmentata entsprach, d.h. Blechstreifen wurden durch lange Lederriemen miteinander verbunden. Eine Alternative zeigen Wandmalereien in der Synagoge von Dura-Europos, nämlich langärmelige Schuppenpanzer (oder Kettenhemden?). Eines der Skelette aus dem Belagerungstunnel unter Turm 14 trug noch ein Kettenhemd das ursprünglich mindestens ¾ der Armlänge bedeckte. Bei diesem Toten handelte es sich aber vielleicht nicht um einen Römer, sondern um einen Perser. 

Polsterweste (subarmalis/peristaethidion)

  Zu allen Arten von Panzerung musste zusätzlich eine gepolsterte Weste getragen werden, damit die Panzerung nicht die Tunika oder den Soldaten selbst aufscheuerte, bzw. damit Treffer nicht nur aufgehalten, sondern auch abgedämpft wurden. Ein Kettenhemd war zwar z.B. in der Lage, einen Schwerthieb abzufangen, aber ohne Unterlage würde der Hieb immer noch die Ringe ins Fleisch quetschen und schwere Blutergüsse oder sogar Knochenbrüche verursachen. Für Schuppen und Plattenpanzer gilt ähnliches. Hinzu kam das sehr unbequeme Gewicht der Panzerung, sowie auf der Panzerung getragener Gegenstände (Schwert mit Gurt, Schild mit Schildriemen, evtl. Tragegepäck, umgehängter Helm usw.).

 Obwohl der Bedarf für Polsterwesten also außer Frage steht, weiß man über selbige nur sehr wenig. Abbildungen existieren so gut wie nicht, da Soldaten entweder mit Panzerung abgebildet wurden, oder nur mit Tunika und Umhang. Was die Bezeichnung subarmalis angeht, so stammt dieser Begriff aus einem Bericht über die komplette Entlassung der Prätorianergarde 193 n.Chr. durch Septimius Severus. Dieser ließ die Prätorianer cum subarmalibus antreten, d.h. in ihren ‚Panzerunterkleidern’, aber ohne die Panzerung selbst (Historia Augusta, Severus 6, 11). Eine Abrechnungsliste aus Vindolanda erwähnt einen subarmalis neben anderen Textilprodukten. Zusätzlich beschreibt eine sehr fragwürdige Quelle aus dem späteren 4.Jh. n.Chr., der sogenannte Anonymus de Rebus Bellicis (De reb. Bell. 15), den thoracomachus, eine unter der Panzerung zu tragende Schutzweste aus Filz (ex coactile). Offenbar war damit ebenfalls der subarmalis gemeint. Ein auf griechisch verfasstes Militärhandbuch aus dem 6.Jh. n.Chr., der Anonymus Byzantinus peri Strategias (16, 20-27 u. 59-61) empfiehlt die Verwendung einer Polsterweste namens peristaethidion (= ‚Brustumgeber’) unter allen Arten von Panzerung. Das Material für diese peristaethidia wird leider nicht angegeben. Immerhin schreibt der Anonymus Byzantinus peri Strategias, peristaethidia sollten bis zu einem Daktylos dick sein, d.h. fast 2 cm!

Abb. 16: hypothetische Rekonstruktion eines subarmalis aus Filz und Leinen. Nachdem der Kopf durch den Halsausschnitt geschoben wird, bindet man die Weste an den Hüften zusammen (Rekonstruktion und Foto F. Himmler)
Abb. 17: Schulterpolster aus Ziegenleder mit einer Füllung aus Schafswolle, leicht adaptiert nach zwei Fundstücken aus Vindonissa/Windisch (Rekonstruktion und Foto F. Himmler)

  Auf eine zusätzliche Verstärkung der subarmales im Schulterbereich deuten einige zerrissene Lederfragmente aus Vindonissa/Windisch hin. Diese Lederfragmente weisen mehrere Reihen Stichlöcher auf und waren ursprünglich auf ein weiches Untergrundmaterial aufgenäht. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um aufgenähte, mit Wolle ausgestopfte und anschließend mit Zwirn abgesteppte Schulterpolster (Abb. 17). Da sich gerade im Bereich der Schultern das Gewicht der Ausrüstung unangenehm bemerkbar macht, und dieser Bereich Treffern gegenüber besonders exponiert ist, erscheint eine Zusatzpolsterung der Schultern nur als logisch.

© Dr. Florian Himmler