Gürtel (cingulum)

  Typisch für das 3.Jh. n.Chr. war eine Form des Militärgürtels, der aufgrund seiner Konstruktion‚ Ringschließengürtel’ oder ‚Ringschließencingulum’ genannt wird. Bei der Konstruktion dieser Gürtelform, die erstmals auf einem Weiherelief von 211 n.Chr. aus Abusina (Eining) belegt ist, wurde auf die typische Gürtelschließe mit einem Dorn verzichtet. Stattdessen liefen die beiden Enden des Gürtels durch einen Ring, wurden dann wieder ein Stück in die Gegenrichtung gezogen, und mit zwei sogenannten Pilzkopfnieten fixiert (Abb. 1, 2 und 3). Die meisten Gürtelringe waren aus einer Bronzelegierung gefertigt, doch gab es auch kostbarere Exemplare aus Elfenbein oder Edelmetall. 

Abb. 1: Ringschließengürtel auf einer Grabstele aus Augsburg (Foto F. Himmler)
Abb. 2: Ringschließengürtel auf einer Grabstele aus dem Capitolinischen Museum in Rom (Foto F. Himmler)
Abb. 3: moderne Rekonstruktion eines Ringschließengürtels (Nachbau von Klaus Sigl, Foto F. Himmler)

  Ringschließengürtel waren von der Konstruktion her nicht immer gleich, sondern wiesen eine ganze Reihe von Varianten auf. Während bei manchen Exemplaren die Gürtelriemen von außen nach innen durch den Ring gezogen wurden (Abb. 1), liefen sie bei anderen von innen nach außen. Abb. 2 zeigt sogar beide Möglichkeiten bei ein und demselben Gürtel. Typische Ringe hatten einen Durchmesser von 4-5 cm (Abb. 4), doch gab es auch extrem dicke Exemplare, deren Innendurchmesser dem der ‚dünnen’ Ringe aber weitgehend gleicht. Die ‚dicken’ Ringe sollten wahrscheinlich einfach einen spektakuläreren Anblick bieten, waren aber nicht mit funktionellen Unterschieden verbunden. Der Ring in Abb. 1 könnte aus künstlerischen Gründen vergrößert dargestellt sein, um seinen Träger auf den ersten Blick als Soldat erkennbar zu machen. Ein ähnlich breiter Ring wurde allerdings bei Lugdunum (Lyon) gefunden. 

Abb. 4: Kopie eines Gürtelrings mit hexagonalem Querschnitt aus Lauriacum/Enns (Außendurchmesser 4,5 cm, Innendurchmesser 3,7 cm)(Rekonstruktion v. Markus Neidhardt nach einer Skizze von H.J. Ubl, Foto F. Himmler)

  Eine Sonderform war der sogenannte ‚Rahmenschnallengürtel’, der sich von der Grundkonstruktion her aber nicht vom‚ Ringschließengürtel’ unterschied (Abb. 5 u. 8). 

  Eine weitere Sonderform bestand aus einem Fibelähnlichen Gürtelring mit Dorn und einer Aussparung für eine der beiden Pilzkopfnieten (Abb. 6). Ob es sich dabei wirklich um eine Gürtelschnalle handelte, oder doch eher um eine Gewandfibel, ist stark umstritten. Das abgebildete Foto belegt jedenfalls eine Verwendungsmöglichkeit als Gürtelschnalle. 

Abb. 5: Rahmenschnallengürtel (Detail)(Schnalle Rekonstruktion von Marcus Neidhardt, Foto T. Neidl)
Abb. 6: Gürtelschnalle oder missbrauchte Gewandfibel? (Schnalle Rekonstruktion von Marcus Neidhardt, Gürtel von Dieter Centner, Foto F. Himmler)

  Was vermutlich alle Ring- und Rahmenschnallengürtel gemeinsam hatten, war eine Verlängerung der rechten Riemenzunge, die am rechten Oberschenkel vom Gürtel hing und in einem Ziergehänge in Form zweier Anhänger endete (Abb. 1 u. 7). Diese beiden Anhänger waren ebenfalls meist aus einer Bronzelegierung, doch gab es auch hier wieder Beispiele aus Elfenbein oder Edelmetall. Besonders kostbare Stücke bestanden aus durchbrochenen und tauschierten Metallstreifen. Die Endanhänger konnten auch in der Mitte ein Scharnier haben (Abb. 1 u. 8). Auf vielen Grabstelen wird der Soldat mit dem Gürtelendgehänge in der rechten Hand dargestellt (Abb. 1). Frühere Vermutungen, die Soldaten hätten das Gürtelende im Kreis herumgewirbelt, um die Zivilisten aus dem Weg zu scheuchen, sind wohl falsch. Stattdessen weist der abgebildete miles mit diesem Gestus auf seine Zugehörigkeit zum Militär hin. 

Abb. 7: Endgehänge in Form eines Anhängerpaars (Rekonstruktion von Holger Ratsdorf, Foto T. Neidl)
Abb. 8: Rahmenschnalle (links u.) und Riemenendgehänge (z.T. mit Scharniergelenk) aus Künzing (Foto M. Bayer)

  Das cingulum galt allgemein als das Statussymbol des miles schlechthin. Als Septimius Severus 193 n.Chr. die komplette Prätorianergarde unehrenhaft auf die Straße setzte, wurden den Garde-soldaten auch ihre reich verzierten Militärgürtel abgenommen.

 © Dr. Florian Himmler